Regelmäßig erreichen uns Astrologen An- und Rückfragen, die sich auf die Empfehlung, die Anfertigung und das erstmalige Tragen von Edelsteinen beziehen. In der indischen Astrologie wird das Tragen von Edelsteinen um bestimmte Themen positiv zu beeinflussen, sehr ernst genommen und für wirksam erachtet. 

Edelsteine

Vereinfacht dargestellt beschreiben vedische Konzepte, dass aus dem natürlichen Farbspektrum des Lichtes bestimmte Frequenzen nicht oder nur unzureichend aufgenommen werden könnten, wenn die Stärke eines Planeten dies im Horoskop nicht bestätigt. Die Begünstigung der entsprechenden Frequenz würde durch das Tragen eines Edelsteines geschehen, der unter die Regentschaft des problematischen Planeten fällt. Dadurch würde ein Ausgleich geschaffen.

Wie überall im Jyotish gibt es auch zu diesen Maßnahmen, die in den Bereich der sogenannten Remedies fallen, einen umfangreichen Regelkanon und unter seriösen Astrologen auch entsprechende Empfehlungskodizes. Echte Edelsteine werden als „Knochen von Dämonen“ bezeichnet. Ihre Wirkung gilt als sehr mächtig und ihr Einfluss entsprechend stark.

 

Jedem Finger einer Hand wird dabei ein bestimmter Planet zugeordnet und durch das Tragen des Steines an dem betreffenden Finger - so das Konzept- werden die Karakatwas (Erzeuger oder Promotoreneigenschaften) des entsprechenden Planeten beeinflusst. Nun heißt Beeinflussung nicht automatisch Verstärkung oder Bekräftigung, sondern es kann sich durchaus manchmal um eine Besänftigung handeln. Dann werden dadurch übermäßig starke Kräfte gedrosselt wenn sie im Leben des Menschen ungünstige Themen erzeugen. Schlussendlich soll durch das Tragen eines solchen Steines lediglich ein Ausgleich geschaffen werden. 

Dabei hört man oft „dieser Stein entspricht nicht meinem Geschmack/nicht meine Farbe“. An solchen Äußerungen erkennt man, welchen Stellenwert einem solchen Stein im ersten Moment zugesprochen wird. Ein Jyotish-Stein ist kein herkömmliches Schmuckstück, sondern gilt als ein Heilmittel. Bittertropfen oder Fischöl schmecken auch nicht wirklich lecker. Sicher kann und sollte ein solches Schmuckstück so ansehnlich hergestellt sein, dass der Native es auch gern tragen wird. Jedoch geht es bei einem Heilmittel eigentlich um etwas Anderes. Es ist durchaus wichtiger, dass der Stein über die entsprechende Karat-zahl, Form und Reinheit verfügt. Weiterhin, dass er im korrespondierenden Edelmetall gefasst ist. Ebenso, dass zwischen dem Stein und der Haut kein Metall gefasst ist. Und dass er, um seine bestmögliche Wirkung zu entfalten auch am zugewiesenen Finger getragen und entsprechend durch ein günstiges Muhurtha initiiert wird. Bei manchen Steinen sagt man gar, ihn solle vorher besser kein Familienmitglied getragen haben, es solle also besser kein Erbstück sein.

 

IMG_0363

Die klassische Zuordnung hierbei ist: 

Der Rubin für die Sonne, die Perle für den Mond, der Smaragd für Merkur (in Indien oft als grüner Saphir bezeichnet), der Diamant für Venus, der blaue Saphir für Saturn, der gelbe Saphir für Jupiter, die Koralle für Mars, das Katzenauge für Kethu und der Hesonith für Rahu. Wem diese, in den klassischen vedischen Texten so definierten Steine zu teuer sind, kann auf zugeordnete Steinarten (Ersatzsteine) ausweichen. Diese sind günstiger, sollten dafür aber größer gewählt werden, um den Mangel erforderlicher Eigenschaft über diese Ebene zu kompensieren.

Bei der Wahl gibt es aber besonders aus gesundheitlicher Sicht einige Dinge zu beachten, die ich hier gern ansprechen möchte. Neben einer entsprechenden Lebensführung, Ernährungsweise, mentaler Haltung (die in Grenzen auch trainiert werden kann) gelten Edelsteine nicht nur als auf psycho-mentaler und "weltlicher" Ebene wirksame Instrumente, sondern besonders auf körperlicher Ebene. Besonders hier wird ihm eine starke Wirkung zugesprochen.

Leider fällt uns Astrologen immer wieder auf, dass Klienten oft mit fachlich schwer nachvollziehbaren/bisweilen riskanten Empfehlungen zu uns kommen. Empfohlen wird oft pauschal der Regent des Aszendenten und der Monddispositor. Hier wird es bereits kritisch. Je nachdem über welches Haus der Mond im entsprechenden Chart herrscht, können dabei auch unerwünschte Prozesse gefördert werden.

Denken wir an die Dusthanahäuser, deren Themen die unangenehmen im Leben sind. Wer möchte ernsthaft Probleme, Feinde und Mitbewerber stärken und dafür auch noch viel Geld ausgeben? (Satru Bhava, 6. Haus). Wer möchte den Hang zu Schulden, Belastungen, Krisen oder chronische Krankheiten fördern (Mrityu Bhava, 8. Haus). Oder wer will erhöhte Ausgaben und Verluste unterstützen und zusehen, wie das Hab und Gut zwischen den Fingern zerrinnt (Vyaya Bhava, 12. Haus)?

Wenn der Mond im Geburtshoroskop über ein solches Haus herrscht, kann man es natürlich nicht ändern, eine Problemlagerung in diese Richtung besteht ohnehin. Aber möchte man die Probleme und Herausforderungen, die sich dadurch im Leben ergeben, tatsächlich durch eine (teils beträchtliche Investition) in einen Edelstein bestärken? Man glaubt es kaum! Weiterhin müssen Yogas beachtet werden, in die ein entsprechender Planet eingebunden ist- auch durch die Vargas (Unterhoroskope) hindurch. Darüber hinaus, ob es sich um eine temporäre (Dasha/Bhukti) Empfehlung handelt oder eine generelle Einflussnahme. Vorsichtshalber gestärkt werden sollten deshalb grundsätzlich nur temporäre Wohltäter. Die Stärkung der funktionalen Übeltäter kann folgenreich sein. In manchen Horoskopen kann es beispielsweise ein Nakshatra-Herrscher sein, wenn er einen großen Einfluss auf das Horoskop hat und sich insgesamt ungünstig auswirkt. Daneben müssen das 64. Navamsha, das 22. Drekkana und Gulika genau untersucht werden.

Den Aszendentenherrscher in der Annahme zu stärken, dieser Planet und die Themen, die er vertritt würden sich niemals gegen den Geborenen richten und stets für ihn arbeiten, ist nicht in jedem Falle richtig. Mit dem Empfehlen von Edelsteinen im Sinne von Heilsteinen betreten wir das Feld der medizinischen Astrologie. Dieser sensible Bereich sollte nur gut geschult, mit medizinischem Sachverstand und mit sehr viel Bedacht angewandt werden.

Eine medizinische Einflussnahme auf einer Ebene kann (so zumindest die ayurvedischen und feinstofflichen Konzepte) so viele andere Ebenen parallel mit beeinflussen, dass äußerste Vorsicht geboten ist, um Schaden zu vermeiden. 

Unsere Ausbilder betonen an dieser Stelle immer, dass selbst der stärkste, günstigste und positivste Planet, der dem Geborenen in seinen Auslösungen eine tolle Entwicklung ermöglichen kann, in (astro-) medizinischer Hinsicht das Potential in sich tragen kann, massiv kontraproduktiv zu wirken. Möchte man durch den fälschlichen Einsatz eines Edelsteines eine solche Entwicklung fördern? 

Es gibt Häuser in der Astrologie, deren Inhalte will und sollte man nicht stärken. Die Tatsache, dass gerade aus Indien immer wieder Empfehlungen zu hören sind, die aber genau das nicht beachten, entspringt möglicherweise einigen konservativ-traditionellen Karma Doktrinen:

 „Wenn bestimmte Probleme und Themen-auch körperliches Leid der entsprechenden Organwahl oder körperlichen Schwachstellenbeschreibung sowieso unausweichlich sind“, so könnte man folgerichtig sagen, „sind die damit verbundenen Einschränkungen ebenso unumgänglich und müssen akzeptiert werden“. Soweit sollten wir hier im Westen niemals gehen, sondern unsere gesamte Kenntnis an astrologischer Erfahrung und medizinischer Informationen zusammen ziehen, bevor wir in Versuchung geraten, eine vermeintlich schnelle Hilfe anzubieten, die sich möglicherweise auf der mentalen Ebene gut anfühlen mag, die aber gleichzeitig gesundheitliche Komplikationen riskiert.

 

Bildschirmfoto 2025-05-24 um 19.05.38

Anfang Mai 2025 auf den 25. Astrovedic Kongress für Jyotish in Bad Kreuznach war erstmals Dr. K.S. Charak in Deutschland. Er konnte der Studentenschaft aufzeigen, dass selbst das 30. Ableitungshoroskop, (D30)  mit den Themen „Leid und Einschränkungen im Leben“, ( also auch Erkrankungen) untersucht werden muss. Dort werden sich körperlich angezeigte Schwachstellen aus den Rashi bestätigen. Eine körperlich thematisierte Schwachstelle setzt sich also quasi durch die Unterhoroskope hindurch fort und kann dort die entsprechende Manifestation wiederholen.

Wenn wir dabei bedenken, wie schnell sich aufgrund ungenauer Geburtzeiten z.B. der Lagna auch nur vom D1 ins D9 ändern kann, kann man sich in etwa ausmalen, wie groß sich die Unsicherheiten bis ins D30 niedergeschlagen haben können. 

Im aktuellen Zeitgeist gesprochen wäre das in etwa so, durch eine unkontrollierte Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln vermeintlich Gutes zu tun, dabei aber das Risiko einzugehen, dass unbedachte Zufuhr auch Nebenwirkungen verursachen kann, was letztlich niemand wollen kann. 

 

Seriöse Astrologen sind sich der Komplexität von Jyotish bewusst. Im Zweifel anerkennt man besser seine Grenzen und verweist an einen erfahreneren Kollegen um möglichen Schaden zu vermeiden. Ein Edelstein muss, wenn er die Anforderungen erfüllen soll, auf eine bestimmte Art und Weise angefertigt und in ein entsprechendes Edelmetall gefasst sein.

Nicht zuletzt gilt ein gutes Muhurtha (Zeitwahlhoroskop) als unerlässlich für das erste Anlegen des Schmuckstückes, um die angestrebten Entwicklungen bestmöglich zu fördern. Selbstverständlich soll nach einem umfassenden Reading ein Klient auch genau wissen und verstehen, wo seine Problematik liegt und auf welcher Ebene ein solcher Stein für ihn arbeiten soll. Letztlich werden die Potenziale eines Steines sich an einem bestimmten Punkt auch erschöpft haben, wenn der Klient nicht die Bereitschaft mitbringt, mit dieser Energie zusammen zu arbeiten. Also ist gewissermaßen auch eine „Compliance" erforderlich. Das Mindeste, was in diesem Zusammenhang zumutbar erscheint, ist die Rezitation des Mantras für den Planeten am korrespondierenden Wochentag, der die zu bearbeitende Schwäche aufweist und der nach diesem Konzept seinerseits vom Träger des Steines auch in seinem Wirken unterstützt werden sollte. 

Die Abbildungen der Edelsteine auf dieser Seite geschah mit freundlicher Genehmigung von veda-schmuck.de.

INSTITUTION

Marcello Alessandro Michelutti

Praxis für Jyotish
(vedisch/indische Astrologie)

Astrologische Beratung und Ausbildung

IHR WEG ZU MIR

info(at)indische-astrologie.eu
+49.711.12 15 8175
+49.176. 890 226 88

telefonische Kontaktzeiten:
Mo-Fr 8.30 - 9.00 Uhr

Persönliche Konsultationen in Stuttgart oder über Videokonferenz nach terminlicher Absprache.

DATENSCHUTZERKLÄRUNG

IMPRESSUM